Rheingold
2022
Hauptfilm
Fatih Akin
Emilio Sakraya, Mona Pirzad, Kardo Razzazi, Ilyes Raoul, Sogol Faghani, Hüseyin Top, Arman Kashani, Ensar
Rainer Klausmann
16 JAHRE
140 MIN.
Xatars Weg vom Ghetto an die Spitze der Musik-Charts ist so dramatisch wie abenteuerlich: aus der Hölle eines irakischen Knasts kommt Giwar Hajabi Mitte der 80er Jahre als kleiner Junge mit seiner Familie nach Deutschland und landet ganz unten. Möglichkeiten gibt es, aber Hindernisse noch viel mehr. Vom Kleinkriminellen zum Großdealer geht es ganz schnell. Bis eine Ladung verloren geht. Um beim Kartell seine Schulden zu begleichen, plant Giwar einen legendären Goldraub. Frei nach der Autobiografie des Gangsterrappers Xatar erzählt Fatih Akin dessen Lebensgeschichte als Milieustudie und hat mit „Rheingold“ einen 140 Minuten langen Erklärfilm zum Debütalbum „Nr. 451“ des sogenannten Gangsterrappers Xatar gemacht. Und das ist hochgradig sehenswert. Die meiste Zeit hat der Film vordergründig gar nichts mit Rap, aber alles mit Xatar zu tun, besser gesagt mit Giwar Hajabi, wie er eigentlich heißt, als er als Kind aus dem Iran über den Irak und Paris schließlich nach Bonn kommt. Hört man sich hinterher Songtitel wie „Knast oder Kugel“ oder „Wenn ich rauskomm“ an, versteht man einiges mehr. Und kann auch mit Vorurteilen bei sich selbst aufräumen. Andere werden bestätigt – etwa im eher kontraproduktiven Schluss des Films, der Xatar mit Goldkette im geschmacklos-teuren Protzwohnzimmer am Rhein zeigt. Fatih Akin erweist sich (mal wieder) als starker Milieufilmer, der eintaucht in eine fremde Welt. Mit einem unbezahlbaren Trumpf: Hauptdarsteller Emilio Sakraya, der nach „Die Rettung der uns bekannten Welt“ (2021) hier einmal mehr bestätigt, dass er zu den talentiertesten Schauspielern seiner Generation gehört. Der Film ist Akins 2021 verstorbenem Vater gewidmet. Denn das ist „Rheingold“ letztlich auch: ein Vater-Sohn-Film über einen Vater, der den Sohn verlässt, und einen Sohn, der darüber nicht hinwegkommt. Nicht mal mit all dem Gold der Welt.