183 Tage - Der Auschwitz Prozess
2015
Janusch Kozminski
Angelika Weber
Hans Söllner
0 JAHRE
0 MIN.
Fünfzehn Jahre gingen ins Land der Täter, bis eine deutsche Staatsanwaltschaft erstmals systematische Ermittlungen gegen Angehörige der Lager-SS von Auschwitz einleitete. Obschon die Strafverfolgungsbehörden von Amts wegen verpflichtet waren, die von Deutschen begangenen Verbrechen aufzuklären, blieben die im Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz (1940–1945) verübten Massenmorde weitgehend außer Verfolgung. Trotzdem, zu den großen Errungenschaften der politischen Kultur der alten Bundesrepublik gehörte der selbstkritische Umgang mit der schuldbeladenen Vergangenheit Deutschlands im 20. Jahrhundert und namentlich mit den Verbrechen des Nationalsozialismus, darunter denen, die nach 1941 in Polen und Russland an den Juden begangen wurden. Am 20. Dezember 1963 wurde dann im Frankfurter Rathaus Römer und später im Bürgerhaus Gallus der größte Strafprozess der deutschen Nachkriegsgeschichte aufgenommen. Der vom hessischen Generalstaatsanwalt Fritz Bauer initiierte Prozess, der 183 Verhandlungstage andauerte, hat für die deutsche und die internationale Öffentlichkeit eine überragende Bedeutung erlangt. In dem Verfahren kam die Stimme der Opfer zu Gehör. 211 Auschwitz-Überlebende sagten in Frankfurt am Main aus. 8000 SS-Angehörige, darunter 200 Frauen, taten von Mai 1940 bis Januar 1945 Dienst im Hauptlager Auschwitz, und leisteten einen kausalen Beitrag zum Vernichtungsgeschehen. 965.000 Juden, 75.000 Polen, 21.000 Sinti und Roma, 15.000 sowjetische Kriegsgefangene, 15.000 sonstige Häftlinge wurden in Auschwitz ermordet. Auf der Rampe selektierte die SS, meist Ärzte, die Deportierten. Direkt ins Gas gingen Frauen mit Kindern, Alte und Kranke. Was nun das Konzept des Films betrifft, so ist dies ein Mikrokosmos im großen Makrokosmos anhand von vier Angeklagten und die dazugehörigen Zeugenaussagen, Eröffnungsbeschlüsse und Urteilsverkündungen. Wir gehen sozusagen mit einer Lupe auf das Handeln von vier Menschen ein, von 8.000 Männern und Frauen des Wachpersonals von Auschwitz, die zu einem sehr großen Teil für all das was in Auschwitz geschah, stellvertretend verantwortlich waren. Wir haben diese vier Protagonisten aus allen Gesellschaftsschichten und aus allen geographischen Regionen Deutschlands ausgewählt: - einen Metzger – Oswald Kaduk - einen Handelskaufmann – Robert Karl Mulka - einen Dr. phil. Apotheker – Dr. Victor Capesius - einen Kriminalbeamten – Wilhelm Boger Es ist ein Beitrag, den Versuch zu unternehmen, in Form filmischer Umsetzung, möglichst verstehen zu machen, wie Zivilisation funktioniert. Dass sie just dort war und weiterhin ist, wo sie sich die Form des Auschwitz-Prozesses gegeben hat. Ein Gerichtsverfahren zur Ermittlung der Wahrheit und mit dem Vorsatz, Gerechtigkeit walten zu lassen. Und der Bereitschaft, auch jenen, die die Zivilisation in einem Blutmeer ertränkt haben, zu behandeln, als gehörten sie zu ihr. Zivilisation ist nicht der kurze, sondern der lange Prozess! Auschwitz steht nach wie vor, für den Inbegriff des Grauens. Das kann man zerreden, auf ungewisse Distanz. Es verständlich zu machen, was da vorging in den Köpfen des Wachpersonals und derjenigen, die liquidierten, das ist das Anliegen des Films “183 Tage – Der Auschwitz-Prozess”.